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Hallo

Mit diesem Tröt beginnen die Tagungsimpressionen. Follow this thread, dear , if you fancy , and beyond.

Eine erste Tagungsimpression zu

Wir schauen heute und in den nächsten Tagen auf Handschriftlichkeit im Druck, also auf handschriftliche Einträge, die in einen eingetragen wurden. Und in Schreibkalender wurde viel notiert.

So wie hier, im Januar 1747, als jemand in ein Exemplar des "Der rechte Culmbachische Haus= und Wirtschafts=Calender für 1747" () etwas notierte - neben die gedruckte Rubrik "Nützliche Wissenschafften".

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Der der Frühen Neuzeit hiess schon damals so: die Kalenderdrucker und -macher nannten ihre Kalender "Schreibkalender" - weil man etwas in diese Kalender hineinschreiben konnte und sollte.

Das Titel-Stichwort "Schreibkalender" sollte den Kauf anregen, so wie beim "Alter und Newer Schreibkalender/ Sampt der Planeten Aspecten/ Lauff und derselben Influentzen/ Auffs Jahr nach der Geburt unsers Herrn Jesu Christi/ M.DC.XXX."

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Der buchförmige , der Platz für Notizen des Nutzers anbot, war ein Erfolgsfall seit 1540. Mit großen Auflagen erreichte er seine Publika. Es ist das Vorhandensein der handschriftlichen Notizen auf den Schreibseiten des Inhalts, der diese Medien für die historische Analyse so wertvoll macht.

Bisher haben wir rund 7.000 Kalender entdeckt mit handschriftlichen Notizen. Etwa 4.000 sind schon sichtbar: schreibkalender.wisski.data.fa

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Klaus-Dieter Herbst erwähnt circa 15.000 ihm bekannte Exemplare von mit handschriftlichen Eintragungen. In der Datenbank wird es 7.076 Nachweise mit Metadaten geben (Stand März 2024: 4.128 Exemplare).

Bonusdetail: Zwei Studenten sind unter den ermittelten Autoren, die in Schreibkalender eingetragen hatten. Und mindestens 10 Frauen.

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Einträge zu "schönem Wetter" sind auch dabei. : Hallo.

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Franz Eybl (Wien) präsentiert ein Fallbeispiel des Endter Verlags aus Nürnberg: 730.000 Bogen Papier verdruckte allein dieser Verlag im Jahr 1680 für Kalenderdrucke.

, aufgemerkt. 730.000 Bogen Papier. Darf das als "Massenmedium" gelten?

Daniel Bellingradt

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Gibt es Phasen des Eintragens in ? Schrieb man im Winter weniger, und hatten man genügend Kerzen eingekauft? Ohne Licht ließ es sich schwer schreiben.

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Ada Arendt (Oslo) plädiert dafür, die Einträge in besser zu kontextualisieren. Eine "Archaeology of care", so nennt Arendt es, frage danach, was in dem Eintrag steht, auf welche Quellen er sich bezieht (andere Medien), und dann muss man nach diesen Quellen suchen - und sie sichtbar machen. Das wäre dann eine Medienverbundanalyse.

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Nicht jeder Eintrag in einen muss lesbar sein. Es gibt auch Einträge in Chiffren, Geheimcodes etc. - berichtet András Bándi zu deutschsprachigen Schreibkalendern aus (Hermannstadt)

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Manche Einträge sind deutungsbedürftig, so wie dieser Eintrag aus einem für Siebenbürgen und Ungarn, in dem gereimt (gesungen?) wird, dass man doch einen "arsch mit honig peschmier". Ein Kalenderspruch mit Parodieanspruch.

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Mit Marek Ďurčanský (Prag) auf Spurensuche in akademischer Mehrsprachigkeit: An der Prager Universität schrieb man in Kalender Notizen und Kommentare in drei Sprachen. Distinktion und Wissensordnung in Praxis.

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Die hohe Politikbeobachtung schlug sich auch in den Notizen in Kalendern nieder, wie Ágnes Dukkon (Budapest) betont. 1686 ging es, beispielsweise, um militärische Meldungen zum "Türkenkrieg" in Südosteuropa.

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Vielschreiber wie der Görlitzer Bartholomaeus Scultetus (1540-1614) hatten viel zu dokumentieren und fast immer zu wenig Platz. Steffen Menzel (Görlitz) erinnert an eine typische umfassende Gelehrtenpraxis: ausführlich, en detail, in kleinster Schrift, en masse zu vermerken, was er als Diarium ansah. Das Bild zeigt einen privaten Tagebuch-Eintrag eines Monats im Jahr 1585.

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Und jetzt geht es um Medienechos im . Die Nachrichtenströme der Zeit sind im Kalender einthalten, zeige ich selbst: man kopierte großteils aus Flugpublizistik und Zeitungsperiodika.

Eine weitere Tagungsimpression zu :

Kalenderrahmen werden von Andreas Graf (Köln) erwähnt: hier zeigte man seine Jahreskalender an einem festen Ort und Platz. Zur Lektüre nahm man den Kalender dann aus dem Holzrahmen hinaus. Jährlich wurde gewechselt.

Hat die historische Öffentlichkeitsforschung solche Möbel schon im Blick? Gerahmte Aufmerksamkeit zur Lektüre, zur Ansicht.

Eine weitere Tagungsimpression zu :

Es wurde auch gezeichnet in , wie Rosmarie Zeller (Basel) zeigt. In notierte ein Nutzer um 1600 Wichtiges in Latein, und Alltägliches in Deutsch. Ein Kauf einer Kuh wurde auch bildlich umgesetzt:

Eine weitere Tagungsimpression zu :

Wie ein Hugenottenprediger im 18. Jahrhundert Einträge zu seinen (männlichen) Liebschaften im Schreibkalender dokumentierte, selbst genau die Uhrzeiten des gemeinsamen Zubettgehens vermerkte, berichtete Günter Berger (Bayreuth) in seinem Vortrag. Schreibkalender-Einträge sind überraschende Quellen, werte .

Eine weitere Tagungsimpression zu :

Manche Seiten haben wenige Einträge, wie Stephanie Haberer (Hannover) zeigt. Und was machen wir mit Einträgen, die auf eine vergangene Kommunikationspraxis hinweisen, aber nicht mehr Details bietet?

Der Eintrag: "haben wir communiciret" - deutet vielleicht auf ein Gespräch, einen Brief, oder den Besuch eines Gottesdienstes hin.

Eine weitere Tagungsimpression zu : Die europäische Kalender sind eine Quelle für die , wie Simon Dagenais (Trier) am Beispiel von französischsprachigen Almanchen zeigt. Temperaturen, Alltagswetter, Anomalien, all das findet man in den Kalender-Einträgen. : aufgemerkt.

Eine letzte Tagungsimpression zu : Vielen Dank an die @hab_wf für die Ermöglichung der Tagung, vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, dieser Thread endet hier. Die Erforschung wird weitergehen - in europäischer Perspektive. Und eine Publikation der Tagungsergebnisse ist abgemacht.